Sterbeamme

„Und sagte kein einziges Wort...“ – die Sprachlosigkeit bei der Diagnose Krebs

 

Sobald fällt das Wort „Krebs“ fällt, startet ein innerer Film, der bei fast allen Menschen bedrohliche und weitgehend übereinstimmende Elemente enthält. Die Held*innen des Filmes sind Opfer verschiedener Bedrohungen, die Szenarien lösen düstere Endzeitstimmungen aus. Meist wird angenommen, dass dieser Film niemals eine gutes Ende nehmen kann. Die Fünfjahresüberlebensrate ist heute ganz einfach zu googlen. Viele Menschen spielen - kaum schweifen ihre Gedanken einmal ab - in den ersten zwei Wochen nach der Diagnose ihre eigene Beerdigung durch. Leider spricht Niemand mit den Betroffenen darüber. Entweder wird ihnen und ihrer Krebsdiagnose sachlich begegnet oder aber die Diagnose wird betulich überspielt. Wir wagen erst dann, das Unaussprechliche doch auszusprechen, wenn Erkrankte entsprechend dem heutigen Wissenstand austherapiert und schlussendlich - mit ein wenig Glück - in einem Hospiz oder einer Palliativstation gelandet sind. Vorher sind die Betroffenen und ihre Nahen mit den unausgesprochenen Gedanken gänzlich allein. Doch auch zu diesem späten Zeitpunkt, findet das wichtige Gespräch nicht mit zwingender Notwendigkeit statt. Wie kann es dazu kommen, dass wir ängstlich und sprachlos um ein Thema – das Thema „Sterben“ – schleichen, das alles Lebendige eines Tages treffen wird? Es handelt sich hierbei nicht um ein Einzelversagen. Unsere ganze Gesellschaft ist aufgefordert, das Tabu zu erlösen und auch dann Hoffnung und Weiterdenken möglich zu machen, wenn der Tod naht.

In dem Vortrag werden die Hintergründe für die Entstehung des Tabus „Tod“ erarbeitet und gleichzeitig Szenarien entwickelt, wie eine Erlösung des Tabus und eine rundum Versorgung von Erkrankten und ihrer Umgebung stattfinden kann. Dass das auch im Sinne des beteiligten medizinischen Personals ist, wird thematisiert und besprochen.

 

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Fortbildungspunkte laut Kriterien für beruflich Pflegende werden vergeben ID: 20091329