Sterbeamme

Die Selbstbestimmung über Leben und Sterben

Seminar für Menschen, die beim Sterben und Abschniednehmen begleiten

Alles wird am Ende gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende

(Oscar Wilde)

 

Kann ein selbstbestimmtes Sterben sinnvoll möglich sein?

 

Die Sterblichkeit alles Lebendigen

„Alle Menschen sind sterblich“ – dies ist nicht nur ein Buchtitel von Simone de Beauvoir, es ist auch eine unabänderliche Tatsache, dass alles das, was lebt, eines Tages sterben wird – oder, wie Anthony Hopkins es sagte: „Hier kommt keiner lebend raus.“ Diese Tatsache, kann erschreckend oder – von einer anderen Seite aus – auch beruhigend sein. Es ist ganz und gar eine Frage der Sichtweise und der persönlichen Lebensumstände. Fakt ist, alles, was lebt, ist auch sterblich.

Menschen in reichen Industrienationen werden zunehmend älter und das, obwohl wir heute mit Substanzverbindungen in unserem Alltag konfrontiert sind, die es in der Geschichte der Menschheit bislang noch nicht gegeben hat. Jeder Mensch nimmt heute Mikroplastik, Pflanzenschutzmittel und andere Substanzen auf und auch das halten unsere Organismen aus. Bienen sind erheblich gefährdeter, als es wir Menschen es sind.

Es wäre machbar und auch vorstellbar, dass Menschen in ihrem Alterungsprozess eines Tages erfüllt und– hoffentlich – zufrieden das Ende ihres Lebens erleben. Die moderne Wissenschaft geht davon aus, dass es möglich sein kann, 140 Jahre zu leben. Der große Menschheitstraum ist es, gesund und munter alt zu werden und eines Tages „aufzuwachen, um festzustellen, dass man tot ist“. Wir wollen selbstbestimmt und in unserer Weisheit und Würde geachtet körperlich und geistig fit sein, bis wir schnell sterben. Leider sieht die Realität ganz anders aus. Die höchsten Kosten im Gesundheitswesen fallen erfahrungsgemäß in den letzten Lebensjahren an. 

 

Das Tabu

Eine andere Realität wäre möglich, wenn wir es geschafft hätten, offen und ehrlich mit unserer eigenen Endlichkeit umzugehen. Wir hätten uns zu Lebzeiten bereits gefragt, was wäre, wenn wir tot sind. Wir hätten unsere Sorgen und Ängste, unsere Gedanken und unseren Abschied geteilt und besprochen, wir hätten die „letzten Fragen“ zu unseren ersten gemacht und wir hätten unsere Abschiede gestaltet, anstatt letztendlich „wie die Schafe zur Schlachtbank geführt“ zu werden.

 

Das Unsterblichkeitsspiel

Unser Schweigen führt dazu, dass wir so lange unsterblich spielen, bis eines Tages die Realität des Todes einen bitteren Strich durch unsere Rechnung zieht. Dann erkennen wir schmerzhaft, dass der Tod kein Film ist und wir müssen oftmals bitterlich erkennen, was wir in unserem Spiel verpasst und was wir versäumt haben. 

Wissenschaftliche Forschungen und Ergebnisse tun ihren Teil zu unserem Unsterblichkeitsspiel hinzu. Die Allmacht der Medizin ist mittlerweile in den hoffnungsvollen Grundannahmen vieler Menschen fest verankert. Wer ein neues Organ braucht, bekommt hoffentlich eines und jede Krankheit kann Dank der ärztlichen Kunst geheilt werden. Wir vertrauen darauf, dass die medizinische Industrie dafür sorgen kann und wird, dass wir steinalt werden, fit sind und jugendlich aussehen. Doch leider ist dem nicht so. Das ist die realistische Kehrseite eines materialistischen Jugendwahns.

 

Die Kehrseite des Tabus

Jedes System entwickelt sich. So auch das Gesundheitssystem. Und auch dies hat bei aller unterstützenden Versorgung eine Kehrseite: Immer mehr Menschen, tragen größer werdende Befürchtungen in sich, weil sie sich fragen, ob dann, wenn sie sich dem Tod nähern, dieser auch geschehen darf oder ob ihnen das natürliche Ende des Leben schwer gemacht oder verwehrt werden wird. Wer einen natürlichen Weg in diesem Dschungel finden will, kommt um Themen wie Patient*innenverfügung, assistierter Suizid oder Sterbefasten gar nicht mehr herum. Es scheint, als habe sich ein System verselbständigt, in dem nur schwer eine – juristische – Lücke zu finden ist.

 

Die Kehrseite des Materialismus

Leben und Sterben können nicht nur unter materialistischen Gesichtspunkten wie Zahlen und Statistik betrachtet geschweige denn messbar gemacht werden. Die Fragen nach Lebensverlängerung oder Lebensverkürzung haben so oder so weitreichende Folgen, die allein durch juristische, ethische oder wissenschaftliche Vorgaben oder Regelungen nicht umfassend überblickt werden können.

Geburt und Tod sind die Mysterien, die sich in ihrer letzten Konsequenz dem Materialismus entziehen.

 

Gegenwarts- und Zukunftsprobleme

In 80 % der Fälle sterben Menschen auf den Intensivstationen deshalb, weil die Maschinen, die sie am Leben halten, abgestellt werden. Und noch immer ist nicht allen Menschen klar, was eine Palliativmedizin ist. Es ist bekannt, dass noch immer sehr viele Menschen, deren Zustand auf einen baldigen Abschied hinweist, bis zu ihrem Tod kurativ behandelt werden – auch obwohl dem medizinischen Personal die Situation absolut klar ist. Auch Letzteres ist eine Folge des großen Tabus, das auf dem Thema Tod liegt. Dieses Tabu wird von allen, auch von Fachleuten, unterstützt.

Mitteleuropa überaltert zunehmend und immer weniger Menschen sind für die hohen Rentenzahlungen zuständig. Die Gesundheitskosten und Pflegekosten liegen in den letzten Lebensjahren höher, als in irgendeinem anderen Lebensjahr vorher. Diese anfallenden Kosten sind zukünftige Belastungen einer ganzen Gesellschaft. 

Dadurch wird der Wunsch und der Ruf nach aktiver und passiver Sterbehilfe, nach assistiertem Suizid und nach akzeptiertem Freitod immer größer. 

 

Der angebotene Kurs möchte dieses Thema aufgreifen und sowohl unter demographischen, naturwissenschaftlichen, wie auch ethischen, religiösen, wie auch geisteswissenschaftlichen Aspekten betrachten. Dadurch sind erweiterte Betrachtungen und Beratungsmöglichkeiten gegeben. 

Unsere Geschichte in Deutschland ist gefüllt mit den Entsetzlichkeiten professionalisierter Euthanasie. Es ist also sinnvoll, mit den rechtlichen Lockerungen eines Freitods vorsichtig umzugehen. Es finden heiße Debatten der kirchlichen Konfessionen und Ethikkommissionen statt, während in der Schweiz, den Niederlanden, Luxemburg und Belgien von „Sterbetourismus“ der Deutschen die Rede ist. Auch in Kanada ist die aktive Sterbehilfe erlaubt und seit 2021 zusätzlich in Spanien.

 

Inhalte:

  • Sterbehilfe und assistierter Suizid in Europa
  • geistig-philosophische Aspekte von Freiheit
    • Sichtweisen der Anthroposophie und des Okkultismus
    • Sichtweisen verschiedener Religionen (Hinduismus/Buddhismus/Judentum/Christentum/Islam/Ehrensuizide)
  • medizinisch-naturwissenschaftliche Probleme der modernen und aufgeklärten Gesellschaft
    • Licht- und Schattenseiten moderner Medizin und Pflege
    • rechtliche Vorgaben
      • Lebenserhaltung, Lebensverlängerung
      • Patient*innenverfügung
      • Sterbehilfe 
      • Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS)
      • Sterbehilfe e.V. und andere
  • Statistik, Demographie und Kosten von Pflege und Gesundheitswesen
  • Abschiedsgestaltungen
  • Begleitung Betroffener und ihrer Umgebung
  • Ausblick

 

Referentin: Claudia Cardinal, Initiatorin der Sterbeammen-/Sterbegefährten-Akademie, Autorin, Heilpraktikerin

 

Datum & Dauer: 25./26. September 2024, jeweils von 9.00 bis 15.00 Uhr  (16 Unterrichtsstunden (12 Zeitstunden))

Ort: Online (Zoom)

Kosten: € 360 (Sterbeammen/Sterbegefährten € 320)

Anmeldung: Per Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!


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