Entstehung von Krankheiten
Unsere Vorfahren wussten, dass ein Todesfall mit allen aufgeworfenen Fragen und der daraus resultierenden zunehmenden Isolation sowie der mit der Trauer einhergehenden Sehnsucht nach einer anderen Welt gefährlich werden kann. Eine Fülle an Traditionen ist genau aus diesem Grund entstanden, um weitere Katastrophen verhindern zu können. Um Trauenden mit ihren Sehnsüchten und daraus resultierendem labilen Gesundheitszustand einen Halt zu bieten, wurden Trauernde beispielsweise in der Vergangenheit in die Gemeinschaft eingebunden und versorgt.
Die klinische Schulmedizin berücksichtigt diese Zusammenhänge als Faktor bei der Entstehung von körperlichen Krankheiten nur höchst unzureichend. Die Frage, ob Erkrankte selbst einen Zusammenhang zwischen der Krankheit und Geschehnissen in ihrem Leben sehen können, ist von großer Bedeutung. Trauerfälle und schwere Enttäuschungen in der Vergangenheit müssen bei der Behandlung von Krankheiten berücksichtigt werden, da diese Ereignisse mit Resignation und Verlust des eigenen Lebenssinns einher gehen können. Der Gedanke, dass mit dem Verlust der Hoffnung das unbeirrbare JA zum Leben abhanden kommt und erst dadurch die Krankheit entsteht, ist unpopulär und unbeliebt, denn in diesem Falle wäre man selbst mit verantwortlich. Doch eine Heilung ist davon abhängig, ob eine neue Entscheidung FÜR das Leben möglich ist – ob neue Hoffnung aufkeimen kann.
Ein*e Sterbeamme*Sterbegefährte wird in diesem Moment zu einer*einem Lebensamme*Lebensbegleiter, die*der – auch im Fall von lebensbedrohlichen – Krankheiten den Weg in ein neues Leben begleiten kann – ohne die Möglichkeit des Abschieds auszugrenzen.