Was ist eine Sterbeamme, was ist ein Sterbegefährte?
Was ist eine Lebensamme, was ist ein Lebensbegleiter?
Eine Sterbeamme bzw. ein Sterbegefährte ist vertraut mit den Phasen des Sterbens und Trauerns und bewegt sich sicher auf dem Gebiet des nachtodlichen Wochenbettes. Sie wissen um die Qualen der Hinterbliebenen und die Ängste der Sterbenden. Sie haben die früheren Formen rituellen Trauerns unserer Kultur studiert und entwerfen neue, zeitgemäße Formen. Sie begleiten die Zugehörigen, je nach Wunsch, eine gewisse Zeit oder ein ganzes Trauerjahr hindurch. Sterbeammen und Sterbegefährten sind in der Lage, konfessionelle, sowie überkonfessionelle Ansätze aufzugreifen. Ihr Ziel ist es, dazu beizutragen Angst und Trauer von Selbstvorwürfen und unstillbarer Sehnsucht zu erlösen. In der Rolle der Lebensamme bzw. des Lebensbegleiters unterstützen sie professionell die Fähigkeit der Betroffenen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und Antworten auf grundlegende Lebensfragen zu finden.
Ein geistiges Weltbild
Sterbeammen/Sterbegefährten erlauben sich, die Möglichkeit eines Geistes – eines Spiritus – anzunehmen und sind bereit, diese Gedanken eindeutig und klar und konsequent umzusetzen.
Die Trauer
Trauer ist ein schmerzvoller Prozess. Es sind die Nachwehen, die, wenn sie unbegleitet sind, ein unerwünschtes Eigenleben entwickeln können. Die Sterbeamme*der Sterbegefährte weiß um diese Schmerzen und hat eine Vielzahl von phantasievollen Möglichkeiten zur Verfügung, sie zu lindern. Sie bieten hilflosen Menschen ein Konzept, einen Rahmen, sich selbst wieder zu finden. Ihre Arbeit beginnt mit der Begleitung Sterbender und deren Zugehörigen. Die Begleitung durch eine*n Sterbeamme*Sterbegefährten kann auch nach dem Tod einsetzen und die Lebenden in ihrem Trauerprozess unterstützen, damit sie trotz allen Schmerzes eine neue Zukunft finden können.
Zu ihren Aufgaben gehört es auch, einen „pathologischen“ Trauerprozess erkennen zu können. Eine pathologische Trauersituation ist dann gegeben, wenn Trauernde immer tiefer in eine Verbitterung geraten, aus der sie nicht mehr heraus kommen oder aber, wenn Trauernde jegliche Unterstützung ablehnen und ein Anstoß von außen sie nicht mehr zum Handeln bewegen kann. Die Aufgabe von Sterbeammen/ Sterbegefährten ist es in diesem Fall, Betroffene an medizinische Behandler*innen zu verweisen.
Sterbeammen und Sterbegefährten stehen mit beiden Beinen fest im Leben, denn nur so ist es möglich, dem Flüchtigen und Ungreifbaren offen zu begegnen.
Die Bezahlung der Dienste einer Sterbeamme oder eines Sterbegefährten wird privat geregelt. Spendengelder und ehrenamtliche Tätigkeit sind nicht ausreichend. Wer versteht, wie sehr durch diese Arbeit gesundheitliche Folgeerkrankungen aufgefangen werden können, wird auch das verstehen. Eine solche professionelle Unterstützung unterscheidet sich nicht von anderen Formen fundierter Dienstleistung; sei es der Beistand einer*eines Rechtsanwältin*Rechtsanwaltes oder die Reparatur eines Schuhs.