Sterbeamme

„Komm mir bloß nicht zu nahe!“ – Distanz und Nähe als Herausforderung im medizinischen und pflegerischen Alltag

 

Kranke und alte Menschen brauchen medizinische und pflegerische Versorgung. Die Aufgabe, Menschen zu begleiten, zu pflegen und zu versorgen, die in irgendeiner Weise leiden, gilt als „ehrenvolle“ Aufgabe, die in erster Linie von Frauen geleistet wird.

Um diese Aufgabe ausführen zu können, muss neben jedem medizinisch-pflegerischem Knowhow, in hohem Maße Empathie und Idealismus vorhanden sein. Das miterlebte Elend von Kranken und ihren Familien nagt nicht nur an der eigenen vermeintlichen Unversehrtheit und Unsterblichkeit, sondern überschreitet häufig die Grenze zwischen Mitgefühl und Mitleiden. Es wird geraten, „sich nicht alles zu Herzen zu nehmen“, Abstand zu halten und nichts persönlich zu nehmen. Eine Trennung von Privatleben und aus beruflichen Erlebnissen in der medizinisch-pflegerischen Tätigkeit resultierende Zweifel ist jedoch unmöglich. Hinzu kommt, dass weder pflegerisches noch medizinisches Personal ausreichend auf die Grenzsituationen des Lebens vorbereitet ist.

Der Ausbildungsschwerpunkt liegt eindeutig auf der Wissensvermittlung der körperlichen Versorgung von Menschen. Folge ist das drohende Ausbrennen von medizinischem und Pflegepersonal.

Um einen Beruf ausüben zu können, der mit persönlichen Krisenthemen und den Grenzthemen des Lebens zu tun hat, ist ein standfester Halt im Leben ebenso notwendig, wie ein geistiges Weltbild, das Fragen zulässt, die unsere Gesellschaft wenig kümmert.

 

 

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Fortbildungspunkte laut Kriterien für beruflich Pflegende werden vergeben ID: 20091329